Kardinaalshof

September 2013

Schon im Vorfeld unseres Brügge-Kurzurlaubs war mir durch einige Internetrecherche und Gespräche mit Brügge- und Belgien-Kennern bewußt, dass das unsere Stadt ist - die traumhaft schöne Stadt, die auch kulinarisch einiges zu bieten hat... Die Stadt für Gourmands.

Dementsprechend war die Vorfreude natürlich groß!

Da wir auch wußten, dass es eine sehr touristische und dadurch leider auch sehr volle Stadt ist, überliessen wir bei der Wahl der Abendessen-Adressen nichts dem Zufall und reservierten bereits im Voraus entsprechend für 3 Abende je einen Tisch in jeweils sehr unterschiedlichen Restaurants in Brügge.

Auch wenn in Brügge und seinem flanderischen Umland sehr viele Sternerestaurants angesiedelt sind (alleine zwei 3 Sternerestaurants in Brügge selbst!), haben wir an den 3 Abenden die Erfahrung gemacht, dass es keine Sterne braucht, um hier auf phantastischem und erstklassigem Niveau zu essen!

Den Anfang machte unser Besuch im Kardinaalshof.

Schon die Lage dieses Restaurants ist imposant, denn das altehrwürdige weiße Haus liegt unmittelbar am Hof der St. Salvator Kathedrale - der sehr beeindruckenden Bischofskirche von Brügge, die als dreischiffige Basilika erbaut und von außen bereits sehr gut renoviert wurde.

Wir kommen ein paar Minuten vor 19 Uhr bei ungemütlichem Regen am Restaurant Kaardinalshof an und stehen ein bißchen wie begossene Pudel vor der noch geschlossenen Eingangstüre herum. Machen die heute wirklich auf? Nach einer Weile entdecken wir eine Klingel und auch wenn auf dem Schild an der Eingangstüre steht, dass das Restaurant erst um 19 Uhr öffnet, traue ich mich einfach und klingele. Es meldet sich ein Mann und ich nenne ihm unseren Namen. Er antwortet uns sofort auf deutsch, dass es nur noch ein klein wenig dauert und er uns sofort öffnen wird. Ein bißchen unangenehm ist mir das schon, denn der Mann muss jetzt wohl denken "typisch Deutsche", die kommen viel zu früh und sind dann ungeduldig und können nicht warten, bis wir öffnen... Und ich denke tatsächlich so ein bißchen deutsch: "komisch, diese Belgier haben doch tatsächlich die Ruhe weg und schliessen noch nicht einmal in einem solch noblen Restaurant ein paar Minuten bevor die Küche ihren ersten Einsatz hat die Türe auf...";-) Aber das meine ich natürlich nicht wirklich ernst, ich werde nur von oben unangenehm nass und der einsetzende Wind wird auch heftiger.... Also, Sie verstehen schon, was ich meine...?! Na gut, ich gebe es zu: ich bin grundsätzlich ein eher ungeduldiger Mensch.

Ein überaus zuvorkommender und freundlicher Herr öffnet uns nun endlich die Tür (wir haben wahrscheinlich noch nicht einmal 5 Minuten gewartet;-) ) und wir treten ein in eine gediegene crèmefarbene Umgebung, in der man sich irgendwie einfach wohlfühlen muss, auch wenn sie dem persönlichen Geschmack vielleicht nicht ganz entspricht. Ich stammele eine kleine Entschuldigung für mein Klingeln wegen dem schlechten Wetter, aber er lacht ganz locker, nimmt uns die Jacken ab und ich fühle mich gleich gut  aufgenommen.

Wir nehmen Platz und wir wissen bereits, dass es abends nur ein Menü - das Kardinaalsmenü - gibt, welches man als 4-Gänge-Menü für 56,- € (mittlerweile 58,- €) oder als 6-Gänge-Menü für 66,- € (mittlerweile 68,- €) nehmen kann. Wir entscheiden uns für alle 6 Gänge. Auch nehmen wir die dazu angebotene Weinbegleitung für 29,- € pro Person. Und zur Feier des Tages gönnen wir uns auch noch das Champagner- und Kaffee-Zusatzangebot für 15,- € pro Person. 

Der überaus sympathische Patron des Hauses spricht perfekt deutsch und kümmert sich rührend um uns. So erhalten wir zunächst je ein Glas vom Hausmarke Champagner, einem Champagner aus 100% Pinot Noir.

An diesem Donnerstagabend sind wir neben einer Dreiergruppe, die kurz nach uns kommt, und einem später kommenden weiteren Pärchen die einzigen Gäste. 

Gestartet wird mit einem Appetithäppchen, was einem kleinen Kunstwerk gleicht.

Überhaupt werden hier nur Kunstwerke auf den Tellern serviert - und sie schmecken wirklich großartig!

Wir entschuldigen uns beim Patron, dass wir von jedem Gericht unbedingt ein Foto machen müssen, weil die Gerichte so toll aussehen.

Als er mitbekommnt, dass wir zu Hause einen kleinen Blog schreiben, ist er sofort Feuer und Flamme. Denn auch er schreibt Kritiken in einem Blog. Der folgende Abend ist daher sehr unterhaltsam mit ihm. Wir konnten uns sehr gut austauschen (leider haben wir gar nicht nach seinem Namen gefragt) und es war für uns etwas sehr Besonderes, weil es dadurch ein ziemlich persönlicher Abend wurde.

Das weitere Menü bestand aus folgenden Gängen:

1. Mit Ingwer kandierte Gänseleber, Biskuit mit Gewürzen und Gelee von Rhabarber

Auch wenn ich keine Freundin von Gänseleber bin, war dieser Gang doch äußerst schmackhaft, toll angerichtet und der dazu gereichte Wein - ein Sauvignon blanc-Semillon-Cuvée vom Château Le Fagé, Côtes de Bergerac, Moelleux, 2011 - passte mit seiner leichten Restsüße hervorragend dazu.

2. Eisgekühlter Dashisud mit Hummer, geräucherter Aal und Wasabisahne

Dieses Gericht kam in einem Glas geschichtet an unseren Tisch und es war einfach traumhaft den Löffel durch alle Schichten zu heben und dieses außergewöhnlich gute Geschmackserlebnis zu haben. Dieser Gang wie auch der folgende wurde von einem schönen Wein eines aus Irland stammenden und in Australien gelernten Weinmachers, der nun in Frankreich arbeitet, begleitet: dem Ventoux von der Domaine des Anges.

3. Goldbrasse mit Mangochutney, Zuckererbse, Tintenfisch und Mais

Wieder sehr schön filigran angerichtet - eine Augenweide, die ebenso den Gaumen erreicht. Meinem Gegenüber war dieses Gericht etwas zu süßlastig - aber er ist einfach kein Freund von süßlich schmeckenden herzhaften Gerichten. Ich fand es so perfekt.

4. Wildente mit Kakao, Kirschen, Kaffeecrumble und süßsaure Rote Bete

Die Wildente war wunderbar zart gegart und insgeamt war das Gericht sehr stimmig. Überraschend gut dazu gefielen mir die Kaffeecrumble - erstaunlich gut! Wir genossen hierzu einen Conti di Buscareto, Crimà, Rosso Tipico, aus der Umgebung von Marche/Italien, der uns äußerst gut gefiel. Überhaupt haben wir momentan einen starken Bezug zu italienischen Rotweinen.

5. Käse "Explorateur"

Zu dem leckeren Ziegenfrischkäse mit Chutney wurde uns ein äußerst leckeres zwiebackartiges Gebäck, welches anscheinend unter "Brügger Biskuit" hier in der Stadt bekannt ist, gereicht. Ein leckerer Dessertwein durfte auch nicht fehlen: Domaine La Salette, Expression de Manseng (leckere Traube!), Côtes de Gascogne. Dieser passte hervorragend zu unserem Käse- als auch dem darauffolgenden Dessertgang.

6. Kuchen mit Pistazien und Trüffelsahneeis, knusprige Waffelrolle gefüllt mit Weinbergpfirsichsahne

Sehr leckerer Abschluß eines wirklich gelungenen Dinners!

Überhaupt wurde im Kardinaalshof auch mit dem Nachschenken der begleitenden Weine nicht gegeizt, sodass wir zufrieden und glücklich, angeheitert und satt den Nachhauseweg antreten konnten.

Unser Fazit: Dieses Restaurant braucht keinen Stern, um zu glänzen! Absolut empfehlenswert, wenn man sich in Brügge mal etwas Gutes gönnen möchte!

 

Sint Salvatorskerkhof 14

8000 Brugge

+32 50 34 16 91

http://www.kardinaalshof.be

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Öffnungszeiten:

Das Restaurants hat auch mittags geöffnet und bietet dann ein entsprechendes Mittagsmenü an. Mittwoch und Donnerstag - Mittag ist geschlossen.

Abends hat es ab 19 Uhr geöffnet.

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