Ceci n'est pas un restaurant

Oktober 2013

Für uns steht nun der Besuch des vorerst letzten Supperclubs in Köln an.

Seit ein paar Monaten verfolge ich den Blog vom einzigen Supperclub in Deutschland - zumindest ist mir kein anderer bekannt - , der in zwei Städten stattfindet: nämlich in Köln und in Frankfurt abwechselnd. Ceci n´est pas un restaurant - "Dies ist kein Restaurant". Auch wenn dieser Supperclub erst im Januar diesen Jahres gestartet ist, kommt es mir beim Lesen des sehr gut gemachten zugehörigen Blogs irgendwie so vor, als ob die beiden befreundeten Paare das schon viel länger machen. Und irgendwie habe ich wohl auch ein bißchen recht, denn so wie ich vernommen habe, kennen sich die 4 noch aus Studienzeiten und haben schon immer gerne zusammen gekocht.

Ich bin sehr neugierig, wie das wohl klappen mag... 4 Köche in einer Küche... Das wird ja was! Kann ich mir selbst doch für mich so überhaupt nicht vorstellen, meine Küche mit jemandem zu teilen, ohne dass es zu ernsthaftem Streit kommt.... ;-) In meiner Küche bin ich die Chefin - und nur ich.

Schon der virtuelle Kontakt zu Björn, einem der 4 Veranstalter und Veranstalterinnen, ist sehr sympathisch.

Ich bin froh, dass es terminlich dann doch irgendwann mal klappt und wir nun einen Platz ergattert haben.

Das Thema "la forêt" hört sich gut an und läßt mich sofort an Pilze und Wild denken - eben das, was man im Wald so antrifft. Zwei Tage vor dem geplanten Secret Dinner erhalte ich eine mail von Björn, die sehr kurz gehalten ist. Es wird die Adresse bekannt gegeben und die Uhrzeit und ein kurzer Hinweise darauf, dass es was "wild-waldiges" zu essen gibt... Also lag ich doch richtig.

Auf dem Hinweg scherze ich schon mit meinem Gegenüber und denke mir zum Thema "la forêt" passende Gerichte aus. Darin kommt auch ein Steinpilzsüppchen vor, welches eventuell wie ein Kaffeegetränk z.B. Latte Macchiato mit Schäumchen oder so angerichtet ist und ein Rehfilet wäre ja auch nicht von schlechten Eltern, aber vielleicht wird es doch eher ein Hirsch- oder Wildschweinragout - und was ist mit Bucheckern und Eicheln oder Tannensirup ... mhhhhhh.... Na - mal abwarten. Schauen wir mal, was es denn so tatsächlich gibt. Wir sind neugierig!

Draußen vor der Tür in einem ruhigen Wohngebiet von Nippes angekommen steigt gerade ein weiterer weiblicher Gast des heutigen Supperclub-Abends aus dem Taxi.

Wir begrüssen uns freundlich und finden erstmal heraus, dass sie aus England -genauer gesagt aus London- kommt, der Stadt in Europa, die in Sachen Supperclubs die Vorreiterrolle gespielt hat. Wenn ich mir die hauptsächlich englischsprachige Supperclubszene auch in Berlin so ansehe, wo es definitiv die meisten Supperclubs innerhalb Deutschlands gibt, dann beschleicht mich das Gefühl, dass englischsprachige Leute - egal aus welchem Ursprungsland - irgendwie offener für dieses Thema zu sein scheinen.

Wir klingeln gemeinsam - auch wenn es noch etwas zu früh ist. An der Klingel ist ein Aufkleber mit dem Namen des Supperclubs angebracht. Und schwupps - schon stehen wir vor der Wohnungstür, hinter der sich nun der weitere Abend abspielen wird.

Wir werden von Anna begrüßt, die uns gleich in ihre Wohnung geleitet. Ein paar Meter weiter stehen wir schon in ihrem Wohn- und Esszimmer mit integrierter offener Küche, wo bereits Klaus aus Frankfurt werkelt. Uns wird schon mal der Aperitif gereicht, ein guter trockener Sherry, und Björn, der Lebensgefährte von Anna, kommt auch dazu. Somit ist die Gastgeberrunde für heute auch komplett, obwohl eigentlich auch Jette, die Lebensgefährtin von Klaus, dazugehört, die leider krank in Frankfurt zurückbleiben mußte.

Das frischgebackene Brennesselbrot ist mit dem dazugereichten Olivenöl schon mal ein guter Starter. Björn berichtet kurz davon, dass zwei Leute ziemlich kurzfristig abgesagt haben und es nun 10 Gäste seien, die insgesamt erwartet werden.

Da klingelt es auch schon wieder an der Tür und plötzlich wird die kleine Wohnung richtig voll. Wir sind plötzlich 9 Gäste und 3 Gastgeber in einem etwa 25 Quadratmeter großen Raum, in dem das Sofa kurzerhand zu Gunsten einer langen Tafel an die Fensterfront geschoben wurde. Die eigentlich angemeldete 10. Person taucht gar nicht auf - und das komplett ohne Entschuldigung... Das ist echt frech! Solche Leute brauchen meiner Meinung nach gar nicht meinen, dass sie jemals wieder eine Chance auf einen Platz im Supperclub hätten! Und ich muss betonen, dass die betreffende Person da echt Pech hat, weil sie ein wirklich traumhaftes Essen, eine tolle Atmosphäre und wirklich interessante Gespräche mit bis dato völlig fremden Menschen verpasst- aber sie ist selbst Schuld, deshalb hält sich mein Mitleid echt in Grenzen!Chance vertan - würde ich sagen!

 Hierzu ein kurzer Exkurs: Da die allermeisten privaten Supperclubs immer recht knapp kalkulieren, weil sie ja keinen Gewinn machen dürfen, ist eine kurzfristige Absage ziemlich unerfreulich - auch wenn sicherlich bis zu einem gewissen Grad Verständnis für z.B. dringende Notfälle wie akute Erkrankungen vorhanden ist. Die Supperclub-Veranstalter - und da schliesse ich meine Beobachtungen der restlichen 3 Supperclubs, die wir besucht haben, mit ein - betreiben neben dem individuellen zeitlichen Aufwand, den ihnen keiner entlohnt und auch nicht entlohnen kann, außer vielleicht mit dem Lob, was man ihnen an solch einem gelungenen Abend geben kann - auch einen nicht unerheblich großen finanziellen Aufwand. Die meisten Lebensmittel werden sehr hochwertig eingekauft  - und man hat als Privatperson nun mal nicht die Möglichkeit zu Gastronomiepreisen einzukaufen. Und im Zweifel bleiben die Supperclub-Betreiber somit bei sehr kurzfristigen Absagen auf den Kosten im schlechtesten Fall sitzen, wenn sich nicht zufällig jemand anderes auf die Schnelle finden läßt, der den ausgefallenen Gästeplatz stattdessen einnimmt. Manchmal findet sich aber leider niemand und das ist wirklich mehr als unerfreulich für die Gastgeber, die sich solche Mühe geben und so viel Herzblut in solch einen tollen Abend stecken. Manchen Leuten scheint das aber nicht so ganz bewußt zu sein, daher wollte ich das hiermit mal ansprechen! Bitte denkt daran, wenn Ihr Euch zu so einem Abend anmeldet, dass das auch verbindlich ist!!! Es handelt sich hierbei einfach nicht um ein Restaurant, was ganz anders kalkulieren kann!

Nun geht es aber weiter mit meinem Bericht über den ausgezeichneten Abend vom "Pas un restaurant":

Die Tafel ist nett eingedeckt worden mit zum Menüthema "la forêt" (der Wald) passenden, herbstlichen Accessoires wie Blättern und Lampionblumen und einem grauen Tischläufer, dazu farblich passenden Stoffservietten, dicken Kerzen, Gläsern, Besteck und einer Menükarte an jedem Platz.

Bevor mit dem Menü gestartet wird, verrät Anna auf meine Nachfrage hin noch kurz, die für mich alles entscheidende Frage, warum es bei 3 (sonst ja sogar 4 !) Köchen in der Küche kein Chaos gibt: jede/r von ihnen ist für einen Gang zuständig und dann quasi der "Chef" von diesem Gang und die anderen unterstützen höchstens. Das leuchtet mir ein! Sie scheinen ein gut eingespieltes Team zu sein, denn schon beginnen sie das erste Gericht aufzutragen:

ein leckeres Süppchen - ein Steinpilzcappuccino -, welches mit je einer gerösteten runden Weissbrotscheiben mit gebratenen Steinpilzen auf einer kleinen Schieferplatte serviert wird.

Danach kommt unser persönliches Highlight (mit dem Hauptgang.... naja und auch dem Dessert und überhaupt...): jeder bekommt 2 selbstgemachte Kastanienravioli mit Perlhuhnfüllung auf Spinat mit Maronensauce und leicht säuerlicher Grünkohlpesto, welches für einen herrlichen Frischekick sorgt - phantastisch umgesetzt!

Der zweite Gang, eine Ziegenkäsefrittata im Mangoldmantel mit einem Stückchen Ziegenkäse und marinierter Rote Bete als Beilage, dazu ein Tupfer Senf ist ebenfalls sehr schmackhaft und der Senf als I-Tüpfelchen passt erstaunlich gut.

Dann wird der pochierte Rehrücken auf Pfifferlingstartar mit Rotweinreduktion und kugelig ausgestochenen Pariser Kartöffelchen serviert. Ein Traum!

Das Dessert: Walnuss-Birnen-Konfitüre und hausgemachtes Schokoeis wird mit Poffertjes als Beigabe gereicht und bildet einen echt gelungenen Abschluss!

Zu Trinken gab es auch reichlich Leckeres:

einen Lirac blanc von den Vignerons de Roquemaure, Caves St. Valentin, 2012 Vallée du Rhône (Traube weißer Grenache) und einen roten Lirac (Traube u.a. roter Grenache) vom selben Weingut und selber Jahrgang, die immer großzügig nachgeschenkt wurden. Als Dessertwein gab es einen leckeren Muscat: Dieuvaille, Domaine de Barroubio, 2005, Muscat VDN, St. Jean de Minervois. Und es gab natürlich Wasser und nach dem Essen noch einen Cognac oder einen Quittenbrand zur Wahl und einen Espresso. 

Der Spendenbeitrag pro Person  - 39,- € für das Essen, den Aperitif, den Digestif, den Kaffee/Espresso und das Wasser und 16,- € als Weinpauschale - war absolut gerechtfertigt für diesen tollen Wareneinsatz und die professionellen und wirklich sehr guten Küchenleistungen. Eine Spendendose stand bereit.

Wir hatten sehr viel Spaß und Unterhaltung mit den anderen Gästen und ich finde es immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie unterschiedlich doch solche Abende mit immer wieder fremden Gästen sind - und wie unterhaltsam und schön zugleich. Die junge Frau aus London kann noch kein deutsch, so haben wir uns auf englisch unterhalten - sagen wir so, ich habe es versucht und es war schrecklich.... Aber sie war so reizend, mir zu sagen, dass ich doch ganz gut spreche.... ich sage: sie war einfach viel zu nett;-)... Aber die Verständigung zwischen uns hat doch ganz gut funktioniert:-). Sie erzählte, dass ihre Familie aus Indien stamme, sie aber in London geboren sei und dass sie wegen der Arbeit projektbezogen erst einmal für ein halbes Jahr hier in Deutschland sei, aber die Option besteht, dass sie für die gesamte Projektdauer von 3 Jahren nach Deutschland übersiedelt, was sie sehr gerne möchte, weil ihr Deutschland gut gefällt. Ich drücke ihr fest die Daumen!!! Sie war sehr aufgeschlossen bezüglich kulinarischen Themen und so hatten wir eine schöne Gesprächsgrundlage, genau wie mit den restlichen sehr sympathischen Leuten am Tisch. Dazu zählte vorallem ein mit den Gastgebern befreundetes Paar aus Nippes, welches uns gegenüber saß und mit dem wir uns rege über gutes Essen und Trinken, Gastrotipps und Urlaub austauschen konnten. Auch eine einzelne Dame aus Rodenkirchen, welche ursprünglich aus Belgien stammt (unserem derzeitigen kulinarischen Favoriten in Europa :-)), ein etwas älteres Ehepaar, welches schon mal an einem der anderen Supperclubabende im "Pas un restaurant"  teilgenommen hatte und eine Steuerberaterin aus der unmittelbaren Nachbarschaft in Nippes waren äußerst angenehme Mitgäste. Der Abend war dadurch sehr kurzweilig und gelungen.

Zusätzlich hatten wir im Verlaufe des Abends immer mal wieder Gelegenheit, uns mit den Gastgebern zu unterhalten, die das ein oder andere Gericht mitgegessen und sich dazu ganz leger immer mal an unterschiedliche Stellen am Tisch mit dazu gesetzt haben. Das war sehr schön! Auch durch die offene Küche hatte man immer das Gefühl, dass man viel von ihnen mitbekommt, weil sie ja irgendwie bei uns waren. Im Gespräch mit den Gastgebern fanden wir auch heraus, dass sie ihre Abende auch durchaus mal in anderen, spannenden Locations wie z.B. einer stylischen Werbeagentur oder einem somit zweckentfremdeten Möbelladen stattfinden lassen. Dies erfordere doch ein bißchen mehr Logistik, als wenn man zu Hause kocht, denn man muss das Menü danach auslegen, welche Kochgelegenheiten man vor Ort hat - oder auch nicht und somit mitbringen muss... Da kann es dann schon mal passieren, dass Anna plötzlich schmerzlich die Hanfsamen vermisst, die noch den letzten Kick auf einer Speise gegeben hätten... Mist, die liegen zu Hause... Aber im Großen und Ganzen verlaufen auch diese Dinnerabende in der Regel nach Plan und verbreiten sehr viel gute Laune - auch bei den Gastgebern. 

Eines bleibt mir unbedingt noch zu schreiben:

Das Speisenniveau im Ceci n´est pas un restaurant war unserer Meinung nach sehr hoch - und das kann kaum jemand toppen!

Wer also kulinarisch interessiert ist und gleichzeitig die kreative und einfach erstaunliche Arbeit der 3 (eigentlich 4) wertschätzen kann, die dahintersteckt, der sollte sich unbedingt mal bei diesem Supperclub anmelden!

Allerdings wird das nächste Secret Dinner hier in Köln erst nächstes Jahr -2014- stattfinden.

Tragt Euch also unbedingt in den Newsletter ein, um immer auf dem aktuellsten Stand zu sein!

Dann kann eigentlich nichts schiefgehen! TOI TOI TOI ! :-)

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http://pasunrestaurant.wordpress.com/

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